Apple geht gegen Glücksspiel im App Store vor
Zum Ende des letzten Jahres hatte Apple eine neue Richtlinie erlassen, die sich gegen Glücksspielelemente in iOS-Anwendungen richtete. Während damals noch hauptsächlich sogenannte Lootboxen, also Kisten mit zufälligen Spielinhalten, die gegen echtes Geld gekauft werden können, das Ziel von Apples Aktion waren, wendete sich Apple nun ganz allgemein gegen simuliertes Glücksspiel und entfernte entsprechende Apps aus dem App Store. Der Konzern aus Cupertino teilte hierzu mit, man wolle durch diese Maßnahme „betrügerische Aktivitäten“ reduzieren und gesetzliche Anforderungen zur Vermeidung illegaler Online-Glücksspiele erfüllen.
Auch Apps ohne Glücksspielelemente betroffen
Dabei hat Apple allerdings nicht nur Apps entfernt, welche gegen staatliche Gesetze gegen Online-Glücksspiele verstießen, sondern entfernte auch vollkommen harmlose Spiele. Beliebte Casino-Spiele wie Fruity Casa, das sich kostenlos mit einem Fruity Casa Bonuscode spielen lässt, vermissen viele Spieler. Das Apple seine Säuberungsaktion nicht ganz nachvollziehbar ist, zeigt auch das Beispiel der „Blackjack-21“-App des Entwicklers Patrick McCarron aus Chicago. Wie er via Twitter mitteilte, wurde seine App mit der Begründung entfernt, dass Apple keine Glücksspiel-Apps mehr erlaube. Dabei handelt es sich bei der App, die bereits über 11 Jahre im App Store gelistet war, lediglich um eine Simulation von Glücksspiel, bei welcher es gar nicht um den Einsatz echten Geldes ging. Und wie es scheint, ging Apple bei der Säuberungsaktion auch gegen viele ähnliche Apps vor und entfernte insbesondere auch Poker-Apps.
Damit nicht genug wurden mit Verweis auf die Glücksspiel-Regeln auch Apps entfernt, die überhaupt keinen Bezug zum Glücksspiel haben. So wurde die App eines polnischen Magazins zeitweise ebenso mit Verweis auf die neuen Regeln entfernt, wie eine App zum Teilen von Xbox-Spielmitschnitten. Wie Apple Apps mit entsprechenden Inhalten also identifiziert, ist durch dieses Vorgehen unklar.
Firmen können noch entsprechende Apps in den Store bringen
Doch während Apple bei der Durchsetzung der eigenen Regel auf der einen Seite über das Ziel hinausschießt, zeigt sich das Unternehmen auf der anderen Seite als weniger konsequent. Denn Casino Spiele Apps sind nicht grundsätzlich aus dem App Store verbannt: Firmen können entsprechende Apps weiterhin einreichen und im App Store listen lassen. Das Verbot gilt also lediglich für einzelne Entwickler und nicht für Unternehmen. Laut Apple wurde diese Maßnahme unternommen, um „betrügerische Aktivitäten zu reduzieren“, doch begünstigt Apple hierdurch Unternehmen, welche eine noch viel größere Gewinnerzielungsabsicht als ein einzelner Entwickler verfolgen. Insbesondere die Beantwortung der Frage, warum die Maßnahmen dann auch Apps treffen, bei denen es gar nicht um das Spiel mit echtem Geld geht, bleibt Apple bisher schuldig.
Apple verdient auch beim Glücksspiel mit
Wie bei allen über den App Store vertriebenen Apps und Verkäufen, verdient Apple natürlich auch bei Spielen mit Bezug zum Glücksspiel immer mit. Zwar werden keine genauen Zahlen von Apple zu den eigenen Umsätzen mit Apps genannt, doch ist bekannt, dass Apple von allen im App Store erwirtschafteten Umsätzen 30 Prozent einbehält – also auch von In-App-Käufen in Glückspiel-Apps. Da Apple allein im Jahr 2016 insgesamt 26,5 Milliarden Dollar an Entwickler ausgeschüttet hat, lässt sich darauf schließen, dass Apples Einnahmen aus diesem Geschäft bei etwa 11 Milliarden Dollar liegen – mit steigender Tendenz.
Auch unter Android ist Glücksspiel umstritten
Doch nicht nur Apple setzt sich gegen Glücksspiele im eigenen Store ein: Auch im Play Store von Google sind Apps mit Online Casinos und Bezug zu Glücksspielen zumindest streng reglementiert. So sind auch unter Android keine Glücksspiele erlaubt, bei denen echtes Geld zum Spielen eingesetzt werden muss. Es gibt zwar durchaus Apps, bei denen das Spielgeld über In-App Käufe erworben wird, doch kann der Spieler hiermit auch lediglich weiteres Spielgeld gewinnen. Hierdurch wird zwar das Spielerlebnis mit echtem Geld bezahlt, eine Möglichkeit echtes Geld zu gewinnen gibt es jedoch zumindest offiziell auch unter Android nicht.
Apples App Store wurde schon häufiger aufgeräumt
Apple hat schon früher mit Aufräumaktionen im App Store für Aufsehen gesorgt. So wurden im letzten Quartal 2016 fast 50.000 Apps aus dem Store entfernt, die über einen längeren Zeitraum nicht von den jeweiligen Entwicklern aktualisiert wurden. Auch Apps, die lange Zeit von keinem Anwender heruntergeladen wurden, werden regelmäßig von Apple aus dem Store entfernt.
Apples aktuelles Vorgehen gegen Apps mit jeglichem Bezug zum Glücksspiel kommt dennoch überraschend, wie auch die Reaktionen verschiedener Entwickler zeigen. Zudem war Apples jüngstes Vorgehen eher gegen einen überhandnehmenden Einsatz von Lootboxen in Spielen gerichtet. Deren zufällige Inhalte entsprechen in gewisser Hinsicht zwar auch einem Glücksspiel, sind jedoch kaum vergleichbar mit dem simulierten Glücksspiel in Kartenspiel-Apps.
Ginge es Apple bei der Aktion um einen durchaus berechtigten Jugendschutz, wäre es zudem auch denkbar gewesen, entsprechende Apps durch eine Altersfilterung lediglich vor Spielern unter 18 Jahren zu verbergen, statt diese allen Anwendern vorzuenthalten. Zudem ist es natürlich verwunderlich, dass die Regeln nur für einzelne Entwickler und nicht für Unternehmen gelten sollen.